Green Services für den nachhaltigen Customer Lifecycle

veröffentlicht am 12.04.2023

Unternehmen gestalten durch das Angebot von Green Services die Beschaffung, Nutzung und Wiederverwendung ihrer Produkte beim Kunden nachhaltiger und leisten auf diese Weise einen wichtigen Beitrag für die ökologische Bilanz ganzer Wertschöpfungskreisläufe.

Ökologische Eigenverantwortung und zunehmende Berichtspflichten

Unternehmen aller Branchen und Größe haben vor dem Hintergrund der zunehmenden ökologischen Herausforderungen eine Eigenverantwortung die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten.

Mit den aktuellen, hohen Ressourcenverbräuchen und der Umweltverschmutzung können die Ziele der EU, die

CO2- Emissionen um 55% bis 2030 und um 100% bis 2050 zu reduzieren, nicht erreicht werden.

Aus diesem Grund wurden Berichtspflichten ergänzt, die in den nächsten Jahren sukzessiv in der Wirtschaft umgesetzt werden sollen. Laut einer Studie des VDMA, die in der Branche Maschinen- und Anlagenbau durchgeführt wurde, sehen 23% der Unternehmen ein erhebliches Risiko in dem steigenden Aufwand durch Regulierungen und in der Unberechenbarkeit von Trends bezüglich Materialen und sich verändernden Geschäftsmodellen. Gleichzeitig liegen in der ökologischen Transformation der Wertschöpfungskreisläufe auch große Chancen für Unternehmen.

Die Nachhaltigkeit als Kaufkriterium

Die nachgelagerten Kunden stehen als Teil dieser Wertschöpfungskreisläufe auch vor der Herausforderung, ihren Beitrag zur Reduzierung der Ressourcenverbräuche und der Umweltverschmutzung zu leisten und den zunehmenden Berichtspflichten nachzukommen. Bei der Auswahl von Produkten und Dienstleistungen werden daher zunehmend Nachhaltigkeitskriterien für die Kaufentscheidung herangezogen. Zum Beispiel beziehen sich die Anforderungen von KundInnen des Maschinen- und Anlagenbaus bei ihrer Kaufentscheidung schon zu 32% auf den geringen Energieverbrauch, zu 23% auf die Einsparung von Ressourcen und 14% der KundInnen ziehen den Co2 Fußabdruck als Kaufkriterium heran. (VDMA, McKinsey)

Die Kundenlösung besteht heute somit nicht mehr allein in effizienten Prozessen und Produkten oder individuellen Services. Die Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem wesentlichen Teil der Kundenlösung. Produkte und Komponenten müssen sich daher ressourcenschonend und so Co2-effizient wie möglich in die Kundenprozesse und Fertigteile einfügen, um die Ökobilanz des eigenen Unternehmens zu optimieren.

Green Services für eine optimale Kundenlösung

Das Angebot von sogenannten Green Services unterstützt Kundenunternehmen dabei, Produkte ressourcenschonend zu nutzen zu entsorgen bzw. wiederzubeschaffen. Anbieter können über die Herstellung ihrer Produkte hinaus, auch die Ressourceneffizienz der Nutzungs-, Anwendungs- und Entsorgungsprozesse ihrer Produkte steigern. Sie tragen aktiv dazu bei, die Wertschöpfungsprozesse ihrer Kunden nachhaltiger zu gestalten. Green Services sind so vielfältig wie die Wertschöpfungsprozesse der Kunden selbst. So können z.B. Beratungen, Schulungen, Dokumentationen oder smarte Wartungen angeboten werden, um die Produkte möglichst ressourcenschonend einzusetzen. Für ein erfolgreiches Angebot von Green Services ist die Kenntnis über die Nachhaltigkeitsziele und Prozesse der Kundenunternehmen unerlässlich. Ist die Frage beantwortet, welche Unterstützung die Kunden in welchen Abläufen benötigen, um die ökologische Bilanz des eigenen Unternehmens zu optimieren, können Green Services systematisch entwickelt und kundenzentriert angeboten werden.

Chancen für service-basierte Geschäftsmodelle

Die Deutsche Normumgsroadmap Circular Economy des DIN e.V., DKE und VDI sieht service-basierte Geschäftsmodelle als Grundlage zirkulären Wirtschaftens. Im Fokus steht hierbei die regenerative Nutzung von Produkten und Komponenten, um Materialien möglichst lang im Wertschöpfungskreislauf zu belassen. Die reine Produktorientierung wird von Produkt-Service-Angeboten abgelöst, die eine Wiederverwendung und Reparatur statt Recycling und Performance erreichen wollen. Diese Entwicklung bestätigen auch die Inititatoren der Plattform Industrie 4.0.Im Rahmen der zunehmenden „as a Service-Geschäftsmodelle“ geht es vielmehr darum, Produkt zu pflegen, hoch auszulasten und zu aktualisieren. Das zunehmende Angebot von Sharing Services, Refurb Logistics Services oder Repair- as-a-service von Industrieprodukten, zeigen die veränderten Kundenerwartungen in Bezug auf Nachhaltigkeit, so das Thesenpapier der Plattform Industrie 4.0.

Antworten der aktuellen Dienstleistungsforschung

Auch die Dienstleistungsforschung beschäftigt sich zunehmend mit dem Beitrag von Dienstleistungen zur Bewältigung des Klimawandels. Der wesentliche Beitrag von „Intelligente Dienstleistungssysteme zur Dekarbonisierung“ bestätigte das Forum Deutsche Dienstleistungsforschung auf der (DF)² Konferenz 2022. Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gingen der Frage nach, wie datenbasierte Dienstleistungssysteme zum Treiber der Dekarbonisierung werden und Wettbewerbsvorteile eröffnen können. Die Experten kamen zu dem Ergebnis, dass qualitativ hochwertige Daten notwendig sind um Einsparpotenziale im Wertschöpfungskreislauf zu erkennen und umzusetzen. Hierfür ist eine höhere Transparenz und Standardisierung der Daten erforderlich. Dienstleistungen können somit im Rahmen einer “Servitization” eine grundlegende Weiterentwicklung bestehender nachhaltiger Geschäftsmodelle bewirken. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen sind jedoch bei der Entwicklung und dem Angebot solcher Dienstleistungen zu unterstützen. (Arbeitspapier zu den Ergebnissen der (DF)² Konferenz 2022 des Forums Deutsche Dienstleistungsforschung: Dienstleistungswende zur Nachhaltigkeit)

Fazit:

Nachhaltigkeit und zukünftige EU-Vorschriften sind eine Herausforderung für Unternehmen, können aber auch als große Chance gesehen werden. Mit Green Services, die sich an den Kundenprozessen und -bedarfen orientieren können diese Chancen genutzt und ein wichtiger Beitrag für eine nachhaltige Wirtschaft geleistet werden.

„30 % der Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus erkennen neben den Herausforderungen, die der notwendige nachhaltige Wandel der Wirtschaft mit sich bringt auch „Chancen und Potenzial mit ihrem Know How und durch nachhaltige Produkte in neue Betätigungsfelder einzutreten und zusätzliche Kundenkreise zu erschließen“ (VDMA, McKinsey, Nachhaltigkeit - Chance für den Maschinenbau in Deutschland, Whitepaper, Mai 2022).

Quellen:

DIN e.V, DKE, VDI, Deutsche Normumgsroadmap Circular Economy

Deutsches Forum Dienstleistungsforschung, Dienstleistungswende zur Nachhaltigkeit, Arbeitspapier zu den Ergebnissen der (DF)² Konferenz 2022

Plattform Industrie 4.0: Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit, Thesenpapier 2021

VDMA, McKinsey, Nachhaltigkeit - Chance für den Maschinenbau in Deutschland, Whitepaper, Mai 2022

Über die Autorin

Sonja Kieffer-Radwan

Sonja Kieffer-Radwan ist Vorstand und Schriftführerin des AFSMI GC e.V.