Die ISS Spectaris Service-Tagung - ein Teilnehmer Bericht

veröffentlicht am 04.04.2020

Als Avatar im virtuellen Tagungszentrum. Wie ich in Zeiten der Pandemie eine Veranstaltung erlebt habe!

Am 19.03.2020 habe ich an der Tagung „Mit Smart Services das Business treiben – kundenfokussiert entwickeln und vermarkten“ in der virtuellen 3D Lern- und Arbeitswelt ABP Virtual Academy teilgenommen.

Wilhelm Taurel. (2020)

Sie war ursprünglich von der ISS Hamburg zusammen mit dem SPECTARIS Industrieverband als Präsenzveranstaltung bei dem mittelständischen Unternehmen ABP Induction Systems GmbH in Dortmund, einem führenden Hersteller von Induktionsöfen und Anlagen für den Bereich induktives Schmelzen und Erwärmen, angekündigt.

Da ABP seit Juni 2019 (anlässlich der GIFA Messe) sein MyABP-Kundenportal zusammen mit seiner Virtual Academy vorstellte, hatten die Veranstalter die einmalige Möglichkeit, die Tagung in dieser virtuellen Academy durchzuführen, ohne sie – wie zurzeit fast alle Veranstaltungen – komplett absagen zu müssen.

Nachdem ich kurzfristig meine Teilnahme auch für dieses alternative Format bestätigt hatte, erhielt ich die Zugangsdaten durch ABP und konnte schon am Vorabend der Veranstaltung meinen Avatar kennenlernen, ihm eine Bekleidung aussuchen, ihn erste Schritte gehen lassen und gespannt auf die anderen Teilnehmer und Referenten bleiben.

Die Tagung begann pünktlich um 08:30 mit der gleichen Tagesordnung (aus Referaten und Gruppendiskussionen), die auch für die Präsenzveranstaltung geplant war. Somit fehlte keiner der angekündigten Referenten von Gastgeber ABP (CEO + VP Service), den Firmen Sartorius, MAXIMAGO und SKF.

Eine Moderatorin übte zu Beginn noch einmal mit allen Anwesenden das Herumgehen und Sitzen im virtuellen Plenum (ausgestattet mit 3 Leinwänden und 2 Whiteboards) den nebenan liegenden Gruppenräumen sowie einer Terrasse mit Garten und Teich für die Pausen. Ich fand schnell die Funktionen zum Melden, Beifallklatschen, Winken usw. Ansonsten gab es die gleichen Funktionen, die man auch aus Webinaren oder Konferenzsystemen kennt.

Durch die ABP Referate lernte ich zum ersten Mal ein sehr traditionelles KMU als Anlagenbauer für die traditionelle Metallindustrie kennen, das aktuell mit dem extrem hohen 50% Service-Anteil am Gesamtumsatz über die Digitalisierung noch weitere Entwicklung des Service- und des Gesamtgeschäfts anstrebt. Es ist für mich das erste Industrieunternehmen, das seine Digitalisierungs-Strategie ausschließlich über das Service Business vorantreibt; denn bei vielen Firmen kommt der Servicebereich bei der Digitalisierung meistens als Nachzügler an die Reihe.

Ebenso spannend konnten wir somit einen der noch seltenen Servicebereiche erleben, der im Maschinen- und Anlagenbau traditionelle Services und smarte Services unter einer Verantwortung kombiniert. Ebenfalls beeindruckte die von Anfang an gezielte Business Orientierung dieser neuen Services, die alle keine unbezahlten Dienstleistungen sind und somit nun auch einen signifikanten Umsatzanteil beisteuern sollen. Das spürbare Engagement des CEO zeigte uns die feste Verankerung dieser im Maschinenbau seltenen Strategie.

In den weiteren Referaten erlebten wir andere smarte Services aus der Medizintechnik und dem Maschinenbau sowie einen Aufruf zur konsequenten Kundenorientierung bei der Schaffung neuer Produkte und Systeme. Nach den umfangreichen, jeweiligen Frage & Antwort Phasen konnten wir dann unsere Avatare ins Freie führen und „frische Luft“ schnappen bzw. uns bewegen. Zur Fortsetzung trafen wir uns dann in den Gruppenräumen, in denen wir persönliche Notizzettel erstellen und auf das für alle Gruppenmitglieder sichtbare Whiteboard bringen konnten. Dann wurden unsere Beiträge in einer neuen Gesamtnotiz zusammengefasst, verabschiedet und später im Plenum vorgetragen.

Zum Abschluss fanden eine Diskussion und ein Erfahrungsbewertung im Plenum statt. Durch die Avatare sind die vorhandenen Teilnehmer immer sichtbar, was einen ganz anderen Eindruck macht, als wenn man wie bei Webinaren z.B. allenfalls Chats sieht bzw. deren Beantwortung hört. Wir hatten eine ca. 9 stündige fesselnde Veranstaltung mit einer Mittagspause von 45 Minuten, in der man allerdings auch unbedingt einmal von seinem Sessel aufstehen und sich bewegen musste.

Ich bin überzeugt, dass mit einer solchen Art von VR-Technologie noch einige Übungen und Erfahrungsgewinne gemacht werden müssen (wie z. B. Anzahl der Meetingteilnehmer, Avatardarstellung und -steuerung, etc.), um signifikante Potenziale zu heben. Ich bin gespannt, wann sich jemand traut, eine größere Tagung auf diese Weise durchzuführen. Wissenschaftler schätzen die maximale Gruppengröße auf 20-25 Teilnehmer.

Über den Autor

Wilhelm Taurel
AFSMI Mitglied
E-Mail: w.taurel@afsmi.de